Donnerstag, 20. September 2012

Eva - Teil 6

Am nächsten Morgen sprach ich Eva auf die vergangene Nacht an. Sie wirkte zunächst besorgt. „War es zuviel für dich?" Zuviel war es sicherlich nicht, aber ich hatte schon das Gefühl, dass wir allmählich auf ein sehr deutliches sexuelles Ungleichgewicht zusteuerten. Als ich Eva vor einigen Monaten von meinem Kopfkino berichtet hatte, war mir nicht klar, dass sie es in dieser Konsequenz aufnehmen würde. Ich war zu diesem Zeitpunkt die treibende Kraft. Ich stieß etwas an. Nun lag die Initiative plötzlich bei Eva. Ich war nicht unglücklich darüber, da ich mich sexuell sehr erfüllt fühlte. Auch in der vergangenen Nacht hatte ich einen unbeschreiblich heftigen Orgasmus. Natürlich nicht im direkten Kontakt mit Eva. Sie sah mir stattdessen offenbar lieber zu, wie ich es mir „selbst besorgte" -- so zu mindestens ihre Worte.

Also verneinte ich. Es sei nicht zuviel. Eva lächelte mich dankbar an. „Ich kann nicht sagen, wohin wir gehen werden, Micha. Aber der Weg, den wir beschritten haben, ist einer, an dem ich durchaus Gefallen finde. Auch wenn es vielleicht seltsam ist, was wir beide tun, so erfüllt es uns beide offenbar mit großer Lust und einer großen Zufriedenheit. Mir hat das gestern Nacht tatsächlich Spaß gemacht." Ich stand auf und nahm sie in den Arm. Der darauf folgende Kuss besiegelte anscheinend mein stummes Einverständnis.

Noch am Abend kamen neue Vorgaben von Eva:

„1. Wenn du Sex mit mir haben möchtest, dann musst du nackt sein." -- Nicken meinerseits.

„2. Bevor du mich berührst, machst du dir einen Steifen. Ich werde das überprüfen." -- „Warum...?" Sie unterbrach mich sofort: „Weil ich möchte, dass du um mich balzt!" Da ich nichts erwiderte, fuhr sie fort:

„3. Du befriedigst mich. Danach entscheide ich über deinen Lohn." Da ich noch immer nichts sagte, kam Eva zu ihrem letzten Punkt:

„Und ich möchte, dass du mir diese drei Regeln aufschreibst, als eine Art Selbstverpflichtung." Sie bemerkte meine Irritation. „Es ist eine Sache im Erregungszustand etwas zuzugestehen. Es ist eine andere, dies reflektiert zu tun. Ich möchte, dass du darüber nachdenkst und dich dann bewusst dafür entscheidest, mit all den damit verbundenen Konsequenzen.

Es ist schon verrückt. Ich schrieb am nächsten Tag tatsächlich die Zeilen und hängte sie Eva an den Badezimmerspiegel. Sie kommentierte dies nicht groß. Wir verfuhren in den kommenden Tagen genau wie aufgeschrieben. Anfangs war ich noch von Peinlichkeit übermannt. Dann kam in mir ein gewisser Ärger hoch. Versuchte ich allerdings von diesem Schema abzuweichen, zog Eva sich direkt zurück. Ich registrierte schnell, dass Eva sich auf keinerlei Kompromisse einließ. Sie spielte das „Spiel" mit aller Konsequenz. Vermutlich setzte sie auch darauf, dass ich dem Sex und ihren Reizen deutlich mehr verfallen war als sie selbst den meinen. Sollte es so gewesen sein, dann hatte sie damit recht. Ich passte mich an.

Ich blickte Eva nach, wie sie aus dem Wohnzimmer verschwand. Sie trug wieder eines ihrer neuen Kleider. Ihr Po wölbte sich unter dem Stoff. Ich hätte ihn gerne angefasst, durfte ich aber nicht. Eva nahm sich nun an jedem Tag viel Zeit sich zurechtzumachen. Noch vor ein paar Monaten hätte sie an einem normalen Tag, an dem wir nicht ausgehen würden, auf eine derartige Aufmachung verzichtet. Früher trug sie dann meist einfache bequeme Sachen, die allerdings wenig sexy waren. Inzwischen achtete sie vor allem an solchen Tagen, an denen wir viel zusammen waren, auf ihr Äußeres. Sie benutzte jetzt regelmäßig, wenn auch dezent, Lippenstift und Make Up. Ihre Hausschuhe blieben oftmals im Regal, stattdessen klackerten ihre Stiefel über das Parkett. Ich mochte diese Wandlung durchaus, allerdings führte Eva mir so auch täglich vor Augen, was ich begehrte, aber doch nur dann haben konnte, wenn ihr es gefiel. Nicht selten ließ sie mein „Balzen" unerwidert. In diesen Momenten hatte ich mit meiner Scham und der empfundenen Demütigung stark zu kämpfen. Doch anstatt wütend zu werden, steigerte sich mein Verlangen nur und ich bemühte mich bei der nächsten Gelegenheit nur umso mehr.

Kurze Zeit später kam es dann zur ersten Krise zwischen Eva und mir. Eva war für meine Annäherungsversuche zu müde. Sie lebte ihren neu erlernten Egoismus und ging nicht weiter auf mich ein. Ich war allerdings nicht bereit den Kampf so einfach aufzugeben. Nackt wie ich war, „balzte" ich um ihre Gunst. Eva wendete sich mehrfach ab, ich ließ aber nicht von ihr ab. Ihre Zurückweisungen animierten mich zu immer neuen Versuchen, während derer ich meinen erigierten Penis vor ihren Augen rieb, in der Hoffnung sie derart in Stimmung zu bringen. Allein meine Stimmung wurde immer heftiger, meine Hemmungen fielen. Mehrfach musste ich einen herannahenden Orgasmus unterdrücken, was mir schließlich nicht mehr gelang. Als ich unvermittelt aufstöhnte, drehte sich Eva ruckartig zu mir um. Sie riss die Augen auf, als sie erkannte, was geschehen war. Ich war noch benommen und wusste kaum, wie mir geschah. Eva sagte nichts. Sie riss nur Kopfkissen und Bettdecke an sich und verließ unser Schlafzimmer. Die Tür ihres Arbeitszimmers knallte. Offenbar wollte sie auf der dortigen Gästeliege nächtigen. Nach ein paar Momenten lief ich ihr nach. Die Tür war verschlossen, Eva rührte sich nicht, trotz all meiner Versuche sie zu besänftigen. Die Tür blieb verschlossen. Schließlich zog ich mich resigniert in unser Bett zurück. Ohne Eva war es leer. Ich verstand allerdings ihre Reaktion auch nicht wirklich. Nach längerem Nachdenken vermutete ich, dass Eva unser „Spiel" viel ernster nahm, als ich bisher angenommen hatte.

Als ich am nächsten Morgen aufstand, war Eva schon verschwunden. Den ganzen Tag meldete sie sich nicht. Nachdem ich abends die Einkäufe erledigt hatte, fand ich die Tür zu ihrem Arbeitszimmer bei meiner Rückkehr abermals verschlossen. Wieder reagierte Eva nicht und allmählich begann ich mir ernste Sorgen zu machen. Ich tat die Nacht über fast kein Auge zu und stand am nächsten Morgen frühzeitig auf, um auf jeden Fall mit Eva zu sprechen. Eva kam aber nicht hinunter und schließlich musste ich selbst zur Arbeit. Es wurde ein Höllentag, an dem mir ständig die Augen zuzufallen drohten. Bei meiner Heimkehr fand ich das Haus mal wieder verwaist. Ich wollte mich bereits hinlegen, um ein wenig Schlaf nachzuholen, da kam Eva plötzlich zurück. „Wir müssen reden, Micha!" -- Ich war froh und dankbar für ihre Initiative. „Ja, bitte..." Ihre Augen schimmerten feucht, ich war versucht sie zu trösten, hielt aber vorsichtshalber noch etwas Abstand. Zunächst schweigten wir uns lange an, dann begann Eva zu reden:

„Als du mir von deinen Phantasien erzählt hast, da habe ich dich ernst genommen. Ich hatte den Eindruck, dass dir diese Sache sehr, sehr wichtig ist. Und obwohl ich selbst niemals solche Gedanken hatte, habe ich mich auf dieses „Spiel" eingelassen. Ich habe das für dich getan, weil ich dich liebe. Aber das alles hat sich sehr weit entwickelt und auch mich verändert. Ich habe Seiten an mir entdeckt, die ich nicht kannte. Und ich habe mich, dank dir, noch nie so frei beim Sex gefühlt, noch nie so akzeptiert und begehrt."

Ich wollte etwas erwidern: „Aber ich..." -- Sie unterbrach mich sofort: "Lass mich bitte ausreden, Micha!" -- Ich nickte.

„Vorgestern Abend hast du etwas kaputt gemacht. Du hast mir gezeigt, dass du ein „Nein" doch nicht akzeptieren kannst. Du hast mich maßlos unter Druck gesetzt. Und du hast etwas sehr Schmutziges getan, was ich absolut unverzeihlich und widerlich finde!"

Mein Blick ruhte fragend auf ihr.

„Es ist ein Unterschied, ob du es beim Sex mit mir tust, ich es billige, ich es möchte, oder ob du ungebeten im Schlafzimmer die Bettdecke vollwichst. Hättest du dich vor unserer Heirat so verhalten? Hast du dich jemals so verhalten?" Sie holte kurz Luft.

„Und es ist ein Vertrauensbruch, denn wir hatten eine Abmachung, die dieses „Spiel" auch für mich spannend gemacht hat. Wenn du die Regeln einfach außer Kraft setzt, dann verliere ich jede Lust daran. Es hat dann nichts mehr zu bedeuten. Es hat jede Spannung verloren."

Ich begriff in etwa, was sie meinte und konnte ihre Sichtweise -- insbesondere den zweiten Punkt -- durchaus nachvollziehen.

„Und was machen wir nun, Eva?" -- „Ich weiß es nicht, Micha, wir müssen über das alles nachdenken, glaube ich."

In dieser Nacht schlief Eva wieder in unserem gemeinsamen Bett. An Sex dachte ich nicht. Ich war nur froh, dass sie wieder da war und hoffte, dass wir das alles noch retten konnten.

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