Am nächsten Morgen sprach ich Eva auf die vergangene Nacht an. Sie
wirkte zunächst besorgt. „War es zuviel für dich?" Zuviel war es
sicherlich nicht, aber ich hatte schon das Gefühl, dass wir allmählich
auf ein sehr deutliches sexuelles Ungleichgewicht zusteuerten. Als ich
Eva vor einigen Monaten von meinem Kopfkino berichtet hatte, war mir
nicht klar, dass sie es in dieser Konsequenz aufnehmen würde. Ich war zu
diesem Zeitpunkt die treibende Kraft. Ich stieß etwas an. Nun lag die
Initiative plötzlich bei Eva. Ich war nicht unglücklich darüber, da ich
mich sexuell sehr erfüllt fühlte. Auch in der vergangenen Nacht hatte
ich einen unbeschreiblich heftigen Orgasmus. Natürlich nicht im direkten
Kontakt mit Eva. Sie sah mir stattdessen offenbar lieber zu, wie ich es
mir „selbst besorgte" -- so zu mindestens ihre Worte.
Also verneinte ich. Es sei nicht zuviel. Eva lächelte mich dankbar an.
„Ich kann nicht sagen, wohin wir gehen werden, Micha. Aber der Weg, den
wir beschritten haben, ist einer, an dem ich durchaus Gefallen finde.
Auch wenn es vielleicht seltsam ist, was wir beide tun, so erfüllt es
uns beide offenbar mit großer Lust und einer großen Zufriedenheit. Mir
hat das gestern Nacht tatsächlich Spaß gemacht." Ich stand auf und nahm
sie in den Arm. Der darauf folgende Kuss besiegelte anscheinend mein
stummes Einverständnis.
Noch am Abend kamen neue Vorgaben von Eva:
„1. Wenn du Sex mit mir haben möchtest, dann musst du nackt sein." -- Nicken meinerseits.
„2. Bevor du mich berührst, machst du dir einen Steifen. Ich werde das
überprüfen." -- „Warum...?" Sie unterbrach mich sofort: „Weil ich
möchte, dass du um mich balzt!" Da ich nichts erwiderte, fuhr sie fort:
„3. Du befriedigst mich. Danach entscheide ich über deinen Lohn." Da ich
noch immer nichts sagte, kam Eva zu ihrem letzten Punkt:
„Und ich möchte, dass du mir diese drei Regeln aufschreibst, als eine
Art Selbstverpflichtung." Sie bemerkte meine Irritation. „Es ist eine
Sache im Erregungszustand etwas zuzugestehen. Es ist eine andere, dies
reflektiert zu tun. Ich möchte, dass du darüber nachdenkst und dich dann
bewusst dafür entscheidest, mit all den damit verbundenen Konsequenzen.
Es ist schon verrückt. Ich schrieb am nächsten Tag tatsächlich die
Zeilen und hängte sie Eva an den Badezimmerspiegel. Sie kommentierte
dies nicht groß. Wir verfuhren in den kommenden Tagen genau wie
aufgeschrieben. Anfangs war ich noch von Peinlichkeit übermannt. Dann
kam in mir ein gewisser Ärger hoch. Versuchte ich allerdings von diesem
Schema abzuweichen, zog Eva sich direkt zurück. Ich registrierte
schnell, dass Eva sich auf keinerlei Kompromisse einließ. Sie spielte
das „Spiel" mit aller Konsequenz. Vermutlich setzte sie auch darauf,
dass ich dem Sex und ihren Reizen deutlich mehr verfallen war als sie
selbst den meinen. Sollte es so gewesen sein, dann hatte sie damit
recht. Ich passte mich an.
Ich blickte Eva nach, wie sie aus dem Wohnzimmer verschwand. Sie trug
wieder eines ihrer neuen Kleider. Ihr Po wölbte sich unter dem Stoff.
Ich hätte ihn gerne angefasst, durfte ich aber nicht. Eva nahm sich nun
an jedem Tag viel Zeit sich zurechtzumachen. Noch vor ein paar Monaten
hätte sie an einem normalen Tag, an dem wir nicht ausgehen würden, auf
eine derartige Aufmachung verzichtet. Früher trug sie dann meist
einfache bequeme Sachen, die allerdings wenig sexy waren. Inzwischen
achtete sie vor allem an solchen Tagen, an denen wir viel zusammen
waren, auf ihr Äußeres. Sie benutzte jetzt regelmäßig, wenn auch dezent,
Lippenstift und Make Up. Ihre Hausschuhe blieben oftmals im Regal,
stattdessen klackerten ihre Stiefel über das Parkett. Ich mochte diese
Wandlung durchaus, allerdings führte Eva mir so auch täglich vor Augen,
was ich begehrte, aber doch nur dann haben konnte, wenn ihr es gefiel.
Nicht selten ließ sie mein „Balzen" unerwidert. In diesen Momenten hatte
ich mit meiner Scham und der empfundenen Demütigung stark zu kämpfen.
Doch anstatt wütend zu werden, steigerte sich mein Verlangen nur und ich
bemühte mich bei der nächsten Gelegenheit nur umso mehr.
Kurze Zeit später kam es dann zur ersten Krise zwischen Eva und mir. Eva
war für meine Annäherungsversuche zu müde. Sie lebte ihren neu
erlernten Egoismus und ging nicht weiter auf mich ein. Ich war
allerdings nicht bereit den Kampf so einfach aufzugeben. Nackt wie ich
war, „balzte" ich um ihre Gunst. Eva wendete sich mehrfach ab, ich ließ
aber nicht von ihr ab. Ihre Zurückweisungen animierten mich zu immer
neuen Versuchen, während derer ich meinen erigierten Penis vor ihren
Augen rieb, in der Hoffnung sie derart in Stimmung zu bringen. Allein
meine Stimmung wurde immer heftiger, meine Hemmungen fielen. Mehrfach
musste ich einen herannahenden Orgasmus unterdrücken, was mir
schließlich nicht mehr gelang. Als ich unvermittelt aufstöhnte, drehte
sich Eva ruckartig zu mir um. Sie riss die Augen auf, als sie erkannte,
was geschehen war. Ich war noch benommen und wusste kaum, wie mir
geschah. Eva sagte nichts. Sie riss nur Kopfkissen und Bettdecke an sich
und verließ unser Schlafzimmer. Die Tür ihres Arbeitszimmers knallte.
Offenbar wollte sie auf der dortigen Gästeliege nächtigen. Nach ein paar
Momenten lief ich ihr nach. Die Tür war verschlossen, Eva rührte sich
nicht, trotz all meiner Versuche sie zu besänftigen. Die Tür blieb
verschlossen. Schließlich zog ich mich resigniert in unser Bett zurück.
Ohne Eva war es leer. Ich verstand allerdings ihre Reaktion auch nicht
wirklich. Nach längerem Nachdenken vermutete ich, dass Eva unser „Spiel"
viel ernster nahm, als ich bisher angenommen hatte.
Als ich am nächsten Morgen aufstand, war Eva schon verschwunden. Den
ganzen Tag meldete sie sich nicht. Nachdem ich abends die Einkäufe
erledigt hatte, fand ich die Tür zu ihrem Arbeitszimmer bei meiner
Rückkehr abermals verschlossen. Wieder reagierte Eva nicht und
allmählich begann ich mir ernste Sorgen zu machen. Ich tat die Nacht
über fast kein Auge zu und stand am nächsten Morgen frühzeitig auf, um
auf jeden Fall mit Eva zu sprechen. Eva kam aber nicht hinunter und
schließlich musste ich selbst zur Arbeit. Es wurde ein Höllentag, an dem
mir ständig die Augen zuzufallen drohten. Bei meiner Heimkehr fand ich
das Haus mal wieder verwaist. Ich wollte mich bereits hinlegen, um ein
wenig Schlaf nachzuholen, da kam Eva plötzlich zurück. „Wir müssen
reden, Micha!" -- Ich war froh und dankbar für ihre Initiative. „Ja,
bitte..." Ihre Augen schimmerten feucht, ich war versucht sie zu
trösten, hielt aber vorsichtshalber noch etwas Abstand. Zunächst
schweigten wir uns lange an, dann begann Eva zu reden:
„Als du mir von deinen Phantasien erzählt hast, da habe ich dich ernst
genommen. Ich hatte den Eindruck, dass dir diese Sache sehr, sehr
wichtig ist. Und obwohl ich selbst niemals solche Gedanken hatte, habe
ich mich auf dieses „Spiel" eingelassen. Ich habe das für dich getan,
weil ich dich liebe. Aber das alles hat sich sehr weit entwickelt und
auch mich verändert. Ich habe Seiten an mir entdeckt, die ich nicht
kannte. Und ich habe mich, dank dir, noch nie so frei beim Sex gefühlt,
noch nie so akzeptiert und begehrt."
Ich wollte etwas erwidern: „Aber ich..." -- Sie unterbrach mich sofort: "Lass mich bitte ausreden, Micha!" -- Ich nickte.
„Vorgestern Abend hast du etwas kaputt gemacht. Du hast mir gezeigt,
dass du ein „Nein" doch nicht akzeptieren kannst. Du hast mich maßlos
unter Druck gesetzt. Und du hast etwas sehr Schmutziges getan, was ich
absolut unverzeihlich und widerlich finde!"
Mein Blick ruhte fragend auf ihr.
„Es ist ein Unterschied, ob du es beim Sex mit mir tust, ich es billige,
ich es möchte, oder ob du ungebeten im Schlafzimmer die Bettdecke
vollwichst. Hättest du dich vor unserer Heirat so verhalten? Hast du
dich jemals so verhalten?" Sie holte kurz Luft.
„Und es ist ein Vertrauensbruch, denn wir hatten eine Abmachung, die
dieses „Spiel" auch für mich spannend gemacht hat. Wenn du die Regeln
einfach außer Kraft setzt, dann verliere ich jede Lust daran. Es hat
dann nichts mehr zu bedeuten. Es hat jede Spannung verloren."
Ich begriff in etwa, was sie meinte und konnte ihre Sichtweise -- insbesondere den zweiten Punkt -- durchaus nachvollziehen.
„Und was machen wir nun, Eva?" -- „Ich weiß es nicht, Micha, wir müssen über das alles nachdenken, glaube ich."
In dieser Nacht schlief Eva wieder in unserem gemeinsamen Bett. An Sex
dachte ich nicht. Ich war nur froh, dass sie wieder da war und hoffte,
dass wir das alles noch retten konnten.
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