Auch am nächsten Tag redeten wir lange. Tränen flossen und viele Dinge,
die in den vergangenen Monaten unausgesprochen geblieben waren, wurden
gesagt. Eva erzählte mir manches bedrückende Erlebnis, von dem ich noch
nichts wusste, von Dingen, die lange vor meiner Zeit passiert waren.
Auch ich konnte das ein oder andere beisteuern. Schließlich fühlte ich
mich ihr wieder sehr nah. Der Riss zwischen uns, der scheinbar
entstanden war, schien wieder geheilt, das Vertrauen wieder vollends
hergestellt.
„Micha, ich würde mir trotzdem wünschen, dass wir unser „sexuelles
Experiment" noch einmal versuchen." -- „Bist du dir sicher?" -- Eva sah
mich an: „Ja, voll und ganz. Als ich dir sagte, ich hätte mich beim Sex
noch nie so frei und unbeschwert gefühlt, war dies die absolute
Wahrheit. Ich gebe zu, dass ich es genieße uneingeschränkt über alles,
was bei uns im Bett passiert oder nicht passiert, entscheiden zu können.
Ich möchte ohne schlechtes Gewissen schlafen können, wenn ich das will
und ohne schlechtes Gewissen befriedigt werden, wenn mir danach ist."
Wir schwiegen mehrere Minuten und ich dachte über das Gesagte nach. Dann
fasste ich mir ein Herz und wagte einen kleinen Vorstoß:
„Wenn du das, was ich getan habe (es war mir noch immer peinlich, es
genau zu benennen) in Zukunft verhindern willst, dann brauchen wir
weitere Dinge..." Ich sah sie an, um zu ergründen ob sie verstand." --
„Sag offen, Micha, was du meinst. Und hab etwas Vertrauen zu mir. Ich
werde dich für nichts verachten, auch wenn ich vielleicht nicht jeden
deiner Gedanken toll finde."
Ich seufzte. „Also gut, verhindern kannst du sowas nur mit zwei Mitteln.
Jedenfalls fallen mir grad nur zwei ein..." -- „Die da wären...?" Eva
wirkte ungeduldig und ich genierte mich. „Nun... Strafen oder Fesseln."
Ich schwieg und wartete die Wirkung meiner Worte ab.
„Erkläre mir das bitte genauer, mein Schatz." -- Froh, die erste Hürde
genommen zu haben, fuhr ich fort: „ Entweder du hast eine Strafe parat,
die mich abschreckt ohne deine Erlaubnis zu... nun, du weißt schon...
oder du fesselst mir die Hände, so dass ich es nicht kann."
Eva lehnte sich zurück, schwieg eine Weile. „Ich muss darüber
nachdenken." Dann stand sie auf und küsste mich. Die nächsten zwei Tage
hatten wir weder Sex noch sprachen wir weiter über das Thema.
Als ich am Freitag nach Hause kam, erwartete mich Eva strahlend schön.
Der Tisch war gedeckt und im ganzen Haus roch es nach Gewürzen und
anderen verführerischen Düften.
„Womit habe ich das denn verdient?" Ich war überrascht und hoch erfreut.
„Setz dich erstmal und iss mit mir!"
Das Essen war vorzüglich. Nach dem Dessert ergriff Eva das Wort: „Ich
habe gründlich darüber nachgedacht und ich möchte, dass wir beides
versuchen." Ich begriff nicht sofort, worauf Eva hinaus wollte.
„Allerdings lehne ich jede Form von Gewalt ab!" Mein verstörter
Gesichtsausdruck brachte Eva zum Lachen. -- „Ich meine die Sache mit den
Strafen, du Dummerchen." Jetzt verstand ich schlagartig und musste
sogleich nachfragen: „Du willst mir also Strafen androhen, falls ich..."
Ich ließ den Satz unvollendet.
„Genau! Wenn du ungefragt wichst, werde ich dich bestrafen. Allerdings
muss ich mir noch überlegen wie bzw. wir werden es vielleicht gemeinsam
überlegen." Ich schluckte ob der unerwarteten Wendung.
„Außerdem" fuhr Eva fort „möchte ich mit dir dieses Wochenende in einen
Sexshop, damit wir ein paar Utensilien aussuchen." Dieses Ansinnen
machte mich noch sprachloser. „Warum möchtest du das, Eva?" Sie sah mich
mit festem Blick an: „Weil ich denke, dass dies der richtige Weg ist."
Wir sollten den Weg also weitergehen und taten es. Ich weiß selbst, dass
diese Zeilen in gewisser Weise absurd anmuten. Dennoch muss ich
eingestehen, dass die Erregung bei der Erinnerung an die folgenden
Wochen nicht ausbleibt.
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